Schneekugeln mit dem schiefen Turm von Pisa, ein Aschenbecher mit dem Holstentor oder einfach eine Postkarte aus Paris – die Andenkenkultur, die es einmal gab und die so ungewöhnliche Dinge hervorgebracht hat wie glitzernde Kätzchen, die je nach Wetter die Farbe wechseln, hat sich geändert. Häufig sind Bilder auf dem Handy das Einzige, was als Souvenir an eine Reise übrigbleibt.

Durchgangsstation oder Ort der Erinnerung?
Das Hotel, in dem man übernachtet hat, verschwimmt in den Erinnerungen oft vollständig. Austauschbare, professionell geschmackvolle Zimmer, ein Frühstück, das in Hamburg so kontinental ist wie auf den Malediven. Ein Ort flüchtiger Begegnungen, ephemer. Das Hotel Bogotá in Berlin-Charlottenburg war anders. Ein Ort, der in Erinnerung bleibt. Für einige sicher auch nur eine Durchgangsstation: Schulklassen, Geschäftsreisende, Touristen, die einmal dort übernachteten und nicht wiederkamen.
Vor allem aber wurde das Haus in der Schlüterstraße 45 im Laufe der Zeit zur „legendären Künstlerherberge“. Einem Ort, an dem Erinnerungen geschaffen wurden und der an sich schon voller Geschichte steckte.
Das Hotel Bogotá – ein geschichtsträchtiger Ort
In der 30er Jahren, lange, bevor das Gebäude ein Hotel war, lebte und arbeitete hier die Fotografin Yva in ihrem Atelier in den oberen Stockwerken. Hier lernten Bill Godwin und Helmut Newton bei ihr das Fotografenhandwerk. Hier war von 1942 bis zum Kriegsende die Reichskulturkammer untergebracht und später unter anderem die Kammer der Kulturschaffenden.

Joachim Rissmann als Inhaber hat sich nicht nur intensiv mit der Geschichte des Hauses befasst, sondern hat es von 1976 bis 2013 zusammen mit seiner Familie mit neuen Geschichten gefüllt. Unter dem ikonischen orangefarbenen Baldachin, der schon vom Kurfürstendamm aus zu sehen war, standen Berühmtheiten wie Hanna Schygulla, Keira Knightley, Rupert Everett oder Rene Burri. Es gab Veranstaltungen und Ausstellungen, die Räume des Hotels waren Location für zahlreiche Filmaufnahmen und dienten vielen Fotografinnen und Fotografen als Kulisse.
Beständigkeit im ständig Wechselnden
Bilder halten fest, was sonst flüchtig ist, bannen Augenblicke, die sonst verschwimmen. In diesem Kontext werden in der Schau nicht nur Fotografien gezeigt, die im Hotel Bogotá entstanden sind, sondern auch Aufnahmen, die sich mit der Flüchtigkeit von Erinnerungen auseinandersetzen. Fotografien zum Beispiel von Karen Stuke, Joachim Rissmann, Fred Hüning und Yva.
Gleichzeitig sind beständige, greifbare Objekte zu finden, die als Souvenir ein Andenken sein wollen, Erinnerungen festhalten möchten. Sei es eine Vase mit dem Kölner Dom als Motiv, historische Andenkenpostkarten oder ungewöhnliche Urlaubsschnappschüsse: Es sind Dinge, die vom Reisenden gefüllt werden mit Gedanken und Sentiments, die Teil der eigenen Geschichte werden und vor dem Ephemeren Bestand haben.
Die Schau „Hotel – Ort der Erinnerung“ ist bis Ende November Montag und Mittwoch von 14-19h geöffnet und samstags von 12-18h.